Von Muscheln bis Bitcoin: Eine kurze Zeitgeschichte des Geldes
- Markus Koch
- 19. Juni 2020
- 7 Min. Lesezeit
Hallo und herzlich Willkommen zu einem weiteren Blogeintrag von Koch Digital Assets Services! Mein Name ist Markus Koch und ich freue mich, dass Sie hier sind! Auf diesem Blog widme ich mich vertiefend unterschiedlichsten Themen rund um Blockchain Technologie, Kryptowerte, Bitcoin und Co.
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Gemäß dem Zitat des deutschen Gelehrten und Staatsmanns Wilhelm von Humboldt "Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft!", werfe ich in diesem Artikel einen Blick auf die Entstehungsgeschichte unseres heutigen Geldes.
Während ich im letzten Artikel die drei Funktionen von Geld beleuchtet und Bitcoin und Euro anhand dieser Funktionen gegenübergestellt habe, geht es in diesem Artikel darum, wie das Geld, das wir heute kennen, eigentlich entstanden ist. Denn ich bin überzeugt, wer weiß, wie unser heutiges Geld zustande kam, kann möglicherweise besser einschätzen, wie zukünftiges Geld aussehen könnte. In diesem Fall kann sich derjenige schon heute so positionieren, dass er von einer wahrscheinlichen Entwicklung profitieren kann.
Verlieren wir keine Zeit und starten wir direkt rein:
Die Anfänge: Tauschgeschäfte oder Schuldsystem?
Wie die früheste Form von Handel funktionierte, ist unter Experten bis heute umstritten.
Manche gehen davon aus, dass frühester Handel mittels Tauschgeschäften, also dem direkten Handeln von Produkten und Dienstleistungen miteinander, abgewickelt wurde. Z.B. Ziege gegen Mehl. Ohne Mittelsmann und ohne Tauschmittel. Das funktionierte in kleinen Dörfern und Stämmen mit nur limitierter Spezialisierung recht gut, doch in einer modernen Zivilisation leiden die Tauschgeschäfte an einem Problem namens "double coincidence of wants" oder der "Koinzidenz von Bedürfnissen".
Ein Beispiel: Ein Ziegenhirte, benötigt Mehl. In einem System aus Tauschgeschäften muss er also einen Müller finden, der Mehl anbietet und der gleichzeitig eine Ziege dafür akzeptiert.
In einfachen Zivilisationen mag das noch relativ gut funktionieren, in fortgeschrittenen aber nicht mehr. Und noch ein Problem: In einem direkten Tauschsystem mit n Produkten werden n*(n-1)/2 Wechselkurse benötigt. In einem System mit nur 10 Produkten, wären das schon 45 Wechselkurse.
Andere Experten argumentieren, dass es anstatt dem System mit Tauschgeschäften ein Schuldsystem gab. Benötigt unser Ziegenhirte also heute Mehl um Brot zu backen, bekommt er dies vom Müller und beide merken sich, dass der Ziegenhirte beim Müller mit einem Wert von X kg Mehl in der Schuld steht, die er irgendwann in der Zukunft durch Y Ziegen begleicht. Während diese Art von Handel die Koinzidenz von Bedürfnissen löst, setzt dieses System ein Maß an Vertrauen zwischen den Handelspartnern voraus. Je größer das Ökosystem, desto unwahrscheinlicher ist auch ein solches System, da sich die Marktteilnehmer immer schlechter kennen und vertrauen.
In der Praxis existierte wahrscheinlich eine Kombination aus beiden Systemen. Was allerdings klar ist: Beide Systeme haben ihre Tücken und eine Art Tauschmittel wäre eine Lösung:
Primitives Geld
Nach Philip Grierson, Historiker und Professor für Numismatik (Numismatik: Münzkunde, die wissenschaftliche Beschäftigung mit Geld und seiner Geschichte) an der Universität Cambridge, ist primitives Geld:
"All money that is not coin or, like modern paper money, a derivative of coin"
Primitives Geld war bis zur Erfindung der Münzprägung im griechischen Königreich Lydia (in der heutigen Türkei) im 7. Jahrhundert vor Christus die einzige Form von Geld und war bis zum 19. Jahrhundert nach Christus weit verbreitet. Z.B. war Tabak im US-Bundesstaat Virginia ab 1642 fast zwei Jahrhunderte lang offizielles Zahlungsmittel.
Während dieses primitive Geld eine Verbesserung darstellte, was die Effizienz von Handel angeht, hatte es u.a. Probleme was die Transportfähigkeit, Beständigkeit und Teilbarkeit angeht. Außerdem war es anfällig für Angebotsschocks, die große Wertschwankungen auslösen konnten.
Ein kurioser Fall bezüglich Transportfähigkeit ist die Währung "Rai" der Inselgruppe Yap im westlichen Pazifik. Dort existieren bis heute teilweise riesige Donut-förmige Steinscheiben mit Durchmessern bis 4 Meter, die von den Inselbewohnern als Währung benutzt wurden. Da die Steine viel zu schwer zu transportieren sind, wechseln sie ihre Besitzer nur mündlich.

Eine Parallele zu Blockchains wie Bitcoin, in denen die Bitcoins auch nicht bewegt werden, sondern nur ihre Besitzer wechseln?
Münzprägung
Je nachdem wo die Linie zwischen primitivem Geld und moderner Münzprägung gezogen wird, wurde modernes Geld in China oder in Griechenland erfunden. Im 12. Jahrhundert vor Christus wurden in China Muscheln aus Metall hergestellt, die als Geld verwendet wurden. Im 7. Jahrhundert vor Christus wurden im Königreich Lydia Münzen aus Elektrum, einem Mix aus Gold und Silber, gestanzt:

Nach der Erfindung der Münzprägung in Griechenland verbreiteten sich die Münzen über die griechischen Stadtstaaten und die Münzprägung wurde schließlich auch von den Römern übernommen. Somit kam es dazu, dass Münzen bis spät ins 18. und 19. Jahrhundert in westlichen Staaten dominantes Tauschmittel waren. Allerdings hatten die damaligen Münzen mit Entwertung zu kämpfen. Da sie aus wertvollen Metallen bestanden, waren die Hersteller versucht immer weniger wertvolle Materialien zu verwenden und die Menschen schliffen die Münzen nach und nach ab. Dies führte dazu, dass im 16. Jahrhundert der Finanzagent der englischen Krone Thomas Gresham folgendes Gesetz aufstellte:
"Bad Money drives out Good Money"
Denn: Menschen behalten gutes Geld und geben schlechtes Geld eher aus, so wird gutes Geld langsam von schlechtem Geld aus dem Wirtschaftskreislauf verdrängt.
Papiergeld kam aus China
Über den Ursprung von Papiergeld herrscht im Gegensatz zur Münzprägung weitgehend Einstimmigkeit: Es soll, wie Jahrhunderte später in Amsterdam festgestellt wurde, in China als Beleg für hinterlegte Münzen entstanden sein und war eine Lösung für die Tatsache, dass Münzen als Tauschmittel für große Handelstransaktionen umständlich zu transportieren waren. Händler deponierten also ihre Münzen bei offiziellen Verwahrstellen und handelten dann bequem mit ihren Belegen. Um 1120 n.Chr. erkannte die chinesische Regierung das Potential von Papiergeld und gab zum ersten Mal offizielle Banknoten aus, die 1 bis 100 Münzen repräsentierten:

Fast forward: Der US-Dollar und die Federal Reserve
Über die Zeit ins 20. Jahrhundert taten sich geldhistorisch vor allem die europäischen Seefahrerstaaten, unter anderem die Niederlande durch ihren Handel mit Asien und England, hervor, dessen Bank of England die Vorgängerin aller modernen Zentralbanken war.
Im 20. Jahrhundert überholte der US-Dollar allerdings das Pfund Sterling als wichtigste Weltwährung und somit wurde die amerikanische Zentralbank, die Federal Reserve oder Fed, die bedeutendste Zentralbank der Welt.
Der Dollar hat wie das Pfund eine lange Geschichte mit Perioden, in denen er abwechselnd durch Edelmetalle hinterlegt war und dann wieder nicht. 124 Jahre lang war er durch Gold und/oder Silber hinterlegt und seit 1973 ist er zu 100% Fiat-Geld, das heißt dass er keinen inneren Wert hat und er nicht durch Edelmetallreserven gedeckt ist.
Ebenso wie die meisten anderen Fiat-Währungen, strebt die Federal Reserve eine jährliche Inflation von 2-3% an, um das Sparen von Geld unattraktiv zu machen und stattdessen Menschen anzureizen, es auszugeben und damit die Wirtschaft anzukurbeln.
Bretton Woods: Der Quasi-Gold Standard
Schon vor Ende des 2. Weltkriegs, 1944, überlegten sich Vertreter der späteren Siegermächte in Bretton Woods im US-Bundesstaat New Hampshire, wie ein internationales Währungssystem nach dem Krieg aussehen könnte, das die Vorteile eines flexiblen und eines festen Währungssystems vereint und das Europa wieder zu einem internationalen Wirtschaftszentrum verhilft.
Es entstand ein Quasi-Gold Standard, ein Währungssystem mit Wechselkursbandbreiten: Alle Währungen waren mit einer fixen Wechselkursbandbreite an den US-Dollar gekoppelt, welcher selbst wiederum zu einem Preis von US-$ 35 pro Unze an Gold gekoppelt war. Als "Sicherheit" hatten die internationalen Notenbanken das Recht, ihre Reserven an US-$ gegen Gold zu tauschen und die Federal Reserve verpflichtete sich, Gold unbegrenzt zum Preis von US-$ 35 pro Unze zu kaufen, um die Parität des US-$ mit Gold zu sichern.
Vietnam-Krieg und Nixon Schock
Ende der sechziger Jahre verfolgten die USA aufgrund des teuren Kriegs in Vietnam und einer wirtschaftlichen Schwächephase eine expansive Geldpolitik, was die Fed veranlasste, im Laufe der Zeit mehr Dollar auszugeben, als sie Gold im Bestand hatte. Dies endete schließlich darin, dass Präsident Nixon am 15. August 1971 das Bretton Woods System überraschend aufkündigte, was im Nachhinein als Nixon Shock bekannt wurde.
Dieses Datum markiert bis heute das Ende von mit Edelmetallen hinterlegten staatlichen Währungen und den Übergang von Warengeld zu Fiat Geld.
Übrigens: Der Wertverfall des US-Dollar (und auch aller andere Fiat Währungen) ist leicht am aktuellen Goldpreis zu erkennen. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels ist eine Unze Gold US-$ 1.715,19 wert. Ein Wertverlust gegenüber Gold von satten 97,95%.
Und im 21. Jahrhundert: Kryptowährungen oder CBDCs?
Mittlerweile befinden wir uns im Jahrhundert der Digitalisierung. Und das ist auch gut so, denn die Menschheit wird von einem globalen Virus bedroht, und es gibt noch keinen Impfstoff dagegen. Somit hilft nur soziale Distanzierung, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Das Internet bietet uns glücklicherweise mittlerweile viele Möglichkeiten, digital und kontaktlos zu bezahlen: EC- oder Kreditkarte, Paypal, Apple Pay, Google Pay...
Mit Bitcoin kam im Januar 2009 die erste Kryptowährung auf. Er hat seither eine starke, aber eine Nischen Bewegung hin zu privatem, digitalem Geld ausgelöst. Ich glaube, dass Kryptowährungen, also privates digitales Geld, mit dem Zweck des Tauschmittels, sich nicht durchsetzen wird, sondern ein Nischenmarkt bleiben wird.
Allerdings wird die Technologie hinter Bitcoin, die Blockchain, oder allgemeiner die Distributed Ledger Technologie (DLT), mittlerweile für viel mehr verwendet als nur dezentrale Zahlungsnetzwerke und sie hat meiner Meinung nach unbegreifbares Potential, über das ich teilweise auch schon in meinen anderen Artikeln geschrieben habe.
Und auch im Geldsystem tut sich etwas: Das größte Soziale Netzwerk der Welt, Facebook, möchte zusammen mit einem Konsortium aus 25 bedeutenden Unternehmen und Organisationen, eine digitale Währung namens Libra starten, die auf Anhieb über zwei Milliarden Nutzer hätte und internationale Zentralbanken, allen voran China, arbeiten an ihren digitalen Währungen.
Wie viel Libra und die digitalen Versionen der Fiat-Währungen der Zentralbanken, englisch Central Bank Digital Currencies (CBDC) mit dem Gedanken hinter einer dezentralen Kryptowährung wie Bitcoin zu tun haben und über ihren Datenschutz, darüber lässt sich streiten. Darum soll es in diesem Artikel aber auch gar nicht gehen.
Meine Vorstellung der Entwicklung von Geld in den kommenden fünf bis zehn Jahren sieht folgendermaßen aus: Die Fiat-Währungen, die wir heute kennen, werden digitalisiert. Facebook wird Libra starten, die aber in ihrem Wert an die großen digitalen Fiat-Währungen gekoppelt ist und die klassichen Kryptowährungen, also die Untergruppe der Kryptowerte, die als Tauschmittel gedacht sind, werden eine Nische bleiben.
Wobei ich persönlich trotzdem glaube, dass einzelne Kryptowerte, darunter Bitcoin, auch in Zukunft ein unglaubliches Wertsteigerungpotential haben. Die vier Gründe, die in meinen Augen dafür sprechen, finden Sie unten auf der Startseite von Koch Digital Assets Services.
Ich bedanke mich für Ihr Interesse! Markus Koch
Wenn Sie mehr über die Grundlagen von Blockchains und Kryptowerten erfahren möchten, empfehle ich meine anderen Blogbeiträge.
Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, in Kryptowerte zu investieren, aber noch Zweifel haben, würde ich mich freuen, Ihnen behilflich sein zu dürfen. Vereinbaren Sie dazu doch einfach ein kostenloses Erstgespräch mit mir. Ich freue mich auf Ihre Nachricht!
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