Central Bank Digital Currencies: Der digitale Euro kommt
- Markus Koch
- 17. Aug. 2020
- 6 Min. Lesezeit
Hallo und herzlich Willkommen zu einem weiteren Blogeintrag von Koch Digital Assets Services! Mein Name ist Markus Koch und ich freue mich, dass Sie hier sind! Auf diesem Blog widme ich mich vertiefend unterschiedlichsten Themen rund um Blockchain Technologie, Kryptowerte, Bitcoin und Co.
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Im heutigen Blogeintrag geht es um ein Thema, das kaum eine Seele kalt lässt. Das Thema Geld ist ohnehin ein sehr umstrittenes - und digitales Geld umso mehr. Besonders im Gespräch mit älteren Menschen habe ich beobachtet, dass das Thema digitales Geld bzw. digitaler Euro auf Unverständnis, Vorurteile und Gegenwehr trifft. Aber auch jüngere Menschen haben Bedenken, u.a. die Vorteile ihres geliebten Bargelds zu verlieren.
Die Augen vor der Tatsache der Digitalisierung zu verschließen nützt aber nichts und somit möchte ich in diesem Eintrag die Chance nutzen, etwas Licht ins Dunkel der digitalen Zentralbankwährungen (englisch "central bank digital currency", CBDC) zu bringen, zu erklären, was der Unterschied zum elektronischen Euro auf unserem heutigen Bankkonto ist, welche Umsetzungsformen existieren und zur Zeit für einen digitalen Euro diskutiert werden und von welcher Variante ich denke, dass sie in naher Zukunft kommen wird.

Der digitale Euro - gibt es den nicht schon?
Jein. Der Euro existiert heute neben Bargeld natürlich auch digital in den Systemen unserer Hausbank, der Bundesbank und der Europäischen Zentralbank EZB. Diese Version des Euro wird in der Diskussion um den digitalen Euro aber als "elektronischer Euro" bezeichnet. Wenn vom digitalen Euro die Rede ist, wird ein Euro auf Blockchain, oder allgemeiner, auf DLT-Basis (Distributed Ledger Technology) gemeint. Außerdem wird vereinzelt von Experten gefordert, dass er auch programmierbar sein soll, dass er also nicht nur für die bloße Abbildung von Vermögen in Form von Euro verwendet werden kann, sondern auch für die Integration in automatischen, digitalen Geschäftsvorfällen, den sogenannten Smart Contracts.
Noch einmal zusammengefasst die Eigenschaften des elektronischen und digitalen Euro:
Elektronischer Euro: Bestehende Form des Euro auf Basis zentralisierter IT-Systeme, nur für die digitale Abbildung von Vermögen geeignet. "Der Euro auf meinem Bankkonto."
Digitaler (programmierbarer) Euro: Ein Euro auf Blockchain/ DLT-Basis, geeignet für die Integration in digitale, automatische Geschäftsvorfälle (smart contracts).
Gründe für den digitalen, programmierbaren Euro
Es ist nicht zu leugnen, dass die Welt immer digitaler wird. Ungeachtet der Ansichten, ob dies nun gut oder schlecht ist, benötigt eine digitale Welt digitale Währungen. Die existierenden, digitalen Versionen unserer Währungen bauen bis heute auf Flickenteppichen zentralisierter IT-Systeme auf und es kommt immer öfter zum Systembruch und zu Ineffizienzen bei Prozessen, in denen Geldtransfers eine Rolle spielen.
Im Folgenden einige der wichtigsten Gründe für den digitalen, programmierbaren Euro:
Internationale Zahlungen: Während nationale Überweisungen mittlerweile meistens nur noch einen Werktag an Zeit benötigen (langsam genug^^), dauern internationale Zahlungen, vor allem solche in andere Währungen, teilweise noch mehrere Tage. In einer globalisierten Welt sind schnelle und kostengünstige Zahlungen ein Wettbewerbsvorteil. Mittels eines Euro auf Blockchain Basis, können Transaktionen praktisch in Echtzeit und ohne Gebühren in die gesamte Welt durchgeführt werden.
Automatisierung: Unternehmen sind zunehmend bestrebt, Geschäftsprozesse zu automatisieren. Teilweise müssen heute noch bei Zahlungsverpflichtungen Kontonummern per Hand übertragen werden - kein effizienter Einsatz der Ressource "menschliches Kapital" und in einer globalisierten Welt ein Wettbewerbsnachteil.
Micro Payments: Der existierende Euro kann bisher in 100 kleinere Teile - Cents - geteilt werden. Was passiert aber, wenn ein Elektroauto beim Laden an der Ladesäule kurz vor dem Abstecken noch einen Bruchteil einer kWh abnimmt, oder innerhalb der vernetzten Wirtschaft (Stichwort Economy of Things, EoT) Sensoren Daten übertragen, für die sie bezahlt werden wollen? Eine Werteinheit auf Blockchain-Basis kann per Definition in unendlich viele Teile unterteilt werden ), was micro payments und das Übertragen von Kleinstbeträgen erst wirtschaftlich sinnvoll und damit völlig neue Geschäftsmodelle möglich macht. Ein Bitcoin kann zum Beispiel in 100 Millionen Teile, zu Ehren des Erfinders des Bitcoin Satoshi Nakamoto "Satoshi" genannt, unterteilt werden.
IT-Sicherheit: Es ist kein Geheimnis, dass kein digitales System zu 100% sicher vor Hackerangriffen ist. Und während sich ein finanzieller Schaden bei gehackten Twitter Accounts in Grenzen hält, wäre das bei einem erfolgreichen Angriff auf ein digitales Zahlungsnetzwerk mit hoher Wahrscheinlichkeit anders. Wie der Name sagt, sind DLT-Netzwerke per Definition verteilt, was zum Einen sogenannte Single-Points of Failure beseitigt und zum Anderen das nachträgliche Manipulieren von Transaktionen unmöglich macht.
Mögliche Erscheinungsformen des digitalen Euro
Ebenso wie es Hunderte von Kryptowährungen mit unterschiedlichsten Eigenschaften gibt, gibt es zahlreiche denkbare Erscheinungsformen für den digitalen Euro. Auch wenn es mancher Krypto-Maximalist gerne so hätte, bin ich persönlich nicht davon überzeugt, dass Zentralbanken in Zukunft "ihren Job verlieren" werden und wir unsere täglichen Einkäufe mit "traditionellen Kryptowährungen" wie Bitcoin oder Litecoin bezahlen werden. Unter der Annahme, dass im digitalen Zeitalter auch weiterhin die Europäische Zentralbank die Institution sein wird, die den Euro ausgeben wird, gibt es fünf denkbare Ausgestaltungen des digitalen Euro:
Wholesale CBDC: Ein digitaler Euro, der nur für Institutionen für den Interbanken- und Wertpapierhandel verfügbar ist. Möchte ich also eine Überweisung an einen Bekannten in den USA durchführen, würde meine Hausbank den Betrag in den Wholesale Euro tauschen, diesen dann in die USA überweisen, wo er schließlich in den Wholesale Dollar getauscht und auf das Konto meines Bekannten überwiesen wird. Beachten Sie, dass der Wholesale Dollar hier nur für die Transaktion zwischen den Banken verwendet wird. Die Endkunden, mein Bekannter und ich, bekommen ihn nicht zu Gesicht.
Retail CBDC: Ein digitaler Euro, der auch von Privatpersonen und Unternehmen verwendet wird. Hiervon gibt es drei Varianten:
Direktes Modell: Der digitale Euro wird von der EZB ausgegeben, Privatpersonen und Unternehmen haben bei der EZB ein Konto und einen Zahlungsanspruch gegenüber der EZB. Sehr unwahrscheinlich, da Endkunden-Banken in diesem Fall großteils überflüssig würden, was systemische Verwerfungen provozieren würde.
Indirektes Modell: Der digitale Euro wird von der EZB ausgegeben, zugänglich ist er aber nur über Konten bei Endkunden-Banken. Der Endverbraucher, Sie und ich, hätte hier einen Zahlungsanspruch gegenüber seiner Hausbank.
Hybrides Modell: Mischung aus a. und b.: EZB gibt digitalen Euro aus, Kunden haben Zugriff über ein Konto bei ihrer Hausbank, aber einen Zahlungsanspruch gegenüber der EZB.
Machine CBDC: Digitaler Euro nur für die Verwendung von Maschinen und Geräten, Stichwort Internet of Things. Hierbei wären geänderte Anti-Money-Laundering (AML) und Know-your-Customer (KYC) Regulierungen im Vergleich zu den vorherigen beiden Versionen denkbar.
Welche Version könnte es werden?
Meiner bescheidenen Ansicht nach ist perspektivisch Version 2b am wahrscheinlichsten, nachdem das Konzept "digitale Währung auf DLT-/Blockchain Basis" anhand der Version 1 parallel zum existierenden elektronischen System erprobt und nach und nach aufgebaut wurde. Wie bereits erwähnt, ist ein direktes Retail CBDC Modell meiner Meinung nach unwahrscheinlich, da es das bisherige Finanzsystem disruptieren und bestehenden Endkunden-Banken wie Sparkasse und Volksbank einen wichtigen Teil des Geschäftsmodell streitig machen würde. Abgesehen davon, würde ein solcher Weg enormen technischen Druck auf die EZB ausüben und ihre Aufgaben, ihr Mandat, weit überschreiten, wofür sie wohl kaum verfügbare Ressourcen hat.
Diese Ansicht hatte die EZB übrigens im Mai diesen Jahres in dieser lesenswerten Rede eines Mitglieds des Executive Boards durchscheinen lassen.
Der Weg über Modell 1, den digitalen "Großhandels-Euro", klingt für mich plausibel, weil er eine gute Möglichkeit darstellt, ein komplexes System wie ein Zahlungssystem auf Blockchain-Basis für über 300 Millionen Nutzer sicher und Stück für Stück aufzubauen und live testen zu können, ohne das gesamte Euro-System aufs Spiel zu setzen.
Auch einen digitalen Maschinen-Euro könnte ich mir grundsätzlich parallel zum digitalen Euro für natürliche Personen vorstellen. Ein digitaler Euro, der von Privatpersonen und Unternehmen genutzt wird, muss unter Umständen andere Anforderungen erfüllen, als einer für Maschinen und somit könnte es Sinn machen, zwei verschiedene technische Umsetzungen mit fixem Wechselkurs zu realisieren.
Wann der digitale Euro kommen wird ist fraglich. In Anbetracht der Tatsache, dass die Chinesen mit ihrer Version einer digitalen Währung mit halsbrecherischem Tempo voranpreschen, die amerikanische FED auch ein einem Konzept arbeitet und selbst in Europa schon an digitalen Währungen geforscht wird, glaube ich aber, dass wir in den kommenden fünf Jahren konkrete Fortschritte sehen werden.
Fazit
Wir leben in aufregenden Zeiten und in einer Welt, die sich schneller wandelt als je zuvor. Besonders in Zeiten - aber nicht nur aufgrund von - sozialer Distanzierung wird die Value Proposition einer digitalen Währung immer verlockender. Dass ein digitaler Euro kommen wird, steht in meinen Augen fest, auch wenn dieser nüchtern betrachtet nichts mehr mit den noblen Eigenschaften einer "traditionellen Kryptowährung" wie Bitcoin - Dezentralisierung, Pseudonymität, (Zutritts-)Offenheit, Unabhängigkeit- zu tun haben wird. Ein gut realisierter digitaler Euro wird Zahlungsvorgänge enorm beschleunigen, vergünstigen und Ineffizienzen beseitigen, allerdings sind auch die Bedenken was Anonymität und Möglichkeiten zur Überwachung angeht, berechtigt.
Für traditionelle Kryptowerte wie Bitcoin werden CBDCs wie der digitale Euro in meinen Augen ein Segen sein, da sie die Hürde zu digitalen Währungen und Vermögenswerten drastisch senken und die Adoption dieser Werte dramatisch beschleunigen werden. Das Beste, was wir in Bezug auf CBDCs tun können, ist, am Ball zu bleiben, uns kontinuierlich weiterzubilden und uns zu informieren - denn das Thema Geld geht uns alle etwas an.
Falls sie mehr über den digitalen Euro lesen möchten, kann ich Ihnen diesen Artikel vom FinTechRat beim Bundesministerium der Finanzen von Juli diesen Jahres empfehlen, an dem ich mich für diesen Artikel orientiert habe.
Ich bedanke mich für Ihr Interesse!
Markus Koch
Wenn Sie mehr über die Grundlagen von Blockchains und Kryptowerten erfahren möchten, empfehle ich meine anderen Blogbeiträge.
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