Blockchain in der Praxis: Transparenz der Bitcoin-Blockchain
- Markus Koch
- 20. Juli 2020
- 8 Min. Lesezeit
Hallo und herzlich Willkommen zu einem weiteren Blogeintrag von Koch Digital Assets Services! Mein Name ist Markus Koch und ich freue mich, dass Sie hier sind! Auf diesem Blog widme ich mich vertiefend unterschiedlichsten Themen rund um Blockchain Technologie, Kryptowerte, Bitcoin und Co.
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Den heutigen Blogeintrag möchte ich ein wenig anders angehen, als Sie es bisher von mir gewohnt sind: Es geht um die Öffentlichkeit und Transparenz der herkömmlichen Blockchain, die Sie ganz praktisch selbst erleben können. Dafür werde ich Ihnen in diesem Beitrag eine kurze Anleitung an die Hand geben, wie Sie einen Blick in die bis heute wichtigste Blockchain, die Bitcoin Blockchain, werfen können!
Was genau ist an einer Blockchain "transparent"?
Wenn Sie diesen Beitrag lesen, haben Sie mit Sicherheit mittlerweile mitbekommen, was eine Blockchain ist: Eine Art verteilte Datenbank, die Transaktionen beinhaltet, die in zeitlich aufeinanderfolgenden Blöcken geordnet sind und die von einem Netzwerk aus vielen Rechnern weltweit betrieben wird. Eine der wichtigsten Eigenschaften einer herkömmlichen Blockchain ist ihre Öffentlichkeit, beziehungsweise ihre Transparenz. (Mittlerweile gibt es viele verschiedene Arten von Blockchains, die sich unter anderem darin unterscheiden, wer an die Blockchain weitere Blöcke anhängen oder sie lesen darf, wenn ich von einer herkömmlichen Blockchain spreche, meine ich aber eine öffentliche Blockchain wie die Bitcoin Blockchain.)
So toll und vertrauenerweckend es sich aber anhört, dass herkömmliche Blockchains "transparent" oder "öffentlich einsehbar" sind, muss man doch zugeben, dass man sich darunter nur wenig vorstellen kann. Deshalb möchte ich Ihnen in diesem Beitrag zeigen, was genau an einer öffentlichen Blockchain öffentlich einsehbar ist und Sie dazu einladen, die folgenden Schritte einfach einmal selbst nebenher mitzumachen!
Der Blockchain Explorer
Diesen Beitrag lesen Sie höchstwahrscheinlich gerade in einem Internetexplorer. Kurz gesagt ist ein Explorer eine Software, die es erlaubt, digitale Inhalte anzusehen: Der Dateiexplorer, der sich in Ihrer Taskleiste am unteren Rand ihres Desktop-Bildschirms befindet, erlaubt es Ihnen, die Dateien anzuschauen, die sich auf Ihrem Computer befinden, der Internet Explorer ermöglicht es Ihnen, Inhalte oder Webseite anzuschauen, die im Internet, dem world wide web, gespeichert sind.
Und da eine Blockchain auch eine Art Datenbank ist, gibt es logischerweise auch Software, mithilfe derer man die Inhalte in einer Blockchain einsehen kann: Den Blockchain Explorer. Allerdings sind das meistens keine Computerprogramme zum herunterladen, sondern Webseiten, die Sie besuchen können.
Sehen wir uns doch einmal einen davon genauer an: Den Blockchain Explorer von Blockchain.com. Die Startseite sieht zur Erstellung dieses Artikels folgendermaßen aus:
Auf dieser Startseite finden Sie folgende Kennzahlen über die Bitcoin Blockchain:
Den aktuellen Bitcoin Preis (im Durchschnitt über einige große Kryptobörsen).
Die aktuell geschätzte Hashrate. Die Hashrate ist eine Kennzahl für die aktuelle Sicherheit des Netzwerks und hat etwas mit der Erstellung neuer Blöcke zu tun. Eine genaue Erklärung zur Hashrate finden Sie in diesem Blogeintrag. Wichtig zu wissen ist einzig, dass eine hohe/niedrige Hashrate für hohe/niedrige Sicherheit des Netzwerks gegen Angriffe steht und eine über einen längeren Zeitraum steigende/fallende Hashrate ein steigendes/fallendes Interesse an der Bitcoin Blockchain anzeigt.
Die Anzahl der in den letzten 24 Stunden über die Bitcoin Blockchain durchgeführten Transaktionen.
Das tatsächliche und das geschätzte Transaktionsvolumen in Bitcoin über die letzten 24 Stunden. Der tatsächlich interessante Wert ist hierbei der geschätzte Wert. Er gibt an, wie viele Bitcoins in den letzten 24 Stunden die Adresse gewechselt haben. Die große Diskrepanz zwischen den beiden Werten ergibt sich durch die Art und Weise der Überweisung von Bitcoins im Netzwerk. Beispiel: Überweist ein Benutzer von seiner Adresse, auf der er 10 Bitcoin liegen hat, zwei davon an eine andere Person, beziehungsweise an deren Adresse, "bewegen sich" alle zehn Bitcoins der Senderadresse. Zwei gehen an den Empfänger und acht gehen zurück an den Sender. Im tatsächlichen Transaktionsvolumen auf der Webseite sind diese "Rückgeld" Bitcoin beinhaltet, in der geschätzten allerdings nicht. Wichtig ist auch hier wieder zu wissen, dass ein steigendes (geschätztes) Transaktionsvolumen ein steigendes Interesse an der Bitcoin Blockchain repräsentiert und umgekehrt.
Im linken Chart sehen Sie die Preisentwicklung eines Bitcoins über einen Tag, sieben oder 30 Tage in US-Dollar
und im rechten Chart die aktuelle Größe des sogenannten Mempools in Byte. Im Mempool (Memory Pool) werden alle unbestätigten Transaktionen gespeichert, bis diese in die Blockchain geschrieben werden. Führen Sie zum Beispiel eine Transaktion durch, wird diese u.U. nicht sofort in die Blockchain geschrieben, weil momentan mehr Transaktionen durchgeführt werden sollen, als in die Blockchain geschrieben werden können. All diese Transaktionen werden in solch einem Fall in dieser kleinen Datenbank gespeichert, bis die Transaktionen nach und nach bestätigt, als in die Blockchain geschrieben werden.
Scrollen Sie auf der Startseite etwas weiter herunter, bekommen Sie folgende Darstellung zu Gesicht:

Auf der linken Seite sehen Sie die zuletzt an die Bitcoin Blockchain angehängten Blöcke, und auf der rechten Seite die darin zuletzt durchgeführten Transaktionen. Sehen wir uns beide etwas genauer an:
Ein Block
In der linken Auflistung sehen Sie folgende Merkmale der einzelnen Blöcke:
Die Block Height ("Block Höhe"). Dies ist eine aufsteigende Nummerierung jedes Blocks. Seit Geburt der Bitcoin Blockchain im Januar 2009 wurden zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels also bereits 639771 Blöcke angehängt.
Mined: Die Zeit, die seit Erstellung des jeweiligen Blocks vergangen ist. Fällt Ihnen hier etwas auf? Wer meine bisherigen Blogeinträge gelesen hat, weiß, dass im Durchschnitt alle zehn Minuten ein neuer Block angehängt wird. Der zeitliche Abstand zwischen zwei Blöcken ist aber - wie hier deutlich zu sehen - keineswegs auf exakt 10 Minuten festgelegt und schwankt mit dem Verhältnis aus Hashrate und Difficulty, also der Leistung des Netzwerks im Verhältnis zur Schwierigkeit der Blockerzeugung.
Miner: Wer den jeweiligen Block angehängt hat. Mittlerweile ist das Mining so kapitalintensiv geworden, dass Privatpersonen es sich kaum noch leisten können, Bitcoin Minung zu betreiben. Fast ausnahmslos alle Miner, die hier gezeigt werden, sind sogenannte Mining Pools, also Unternehmen, die Rechenleistung vieler individueller Miner unter einem Dach bündeln und somit deren wirtschaftliches Risiko reduzieren.
Size: Die Gesamtgröße der Transaktionen im jeweiligen Block in Bytes. (Eher uninteressant).
Klicken Sie auf eine der blauen "Block Height" Zahlen ganz links in der Tabelle, können Sie sogar in den jeweiligen Block hinein schauen!
Block 639771 hat beispielsweise Folgendes zu bieten:

Hier finden Sie einige weitere allgemeine, mehr oder weniger interessante, Informationen zu einem Block. Unter anderem:
Den Hash, also den vielseits erwähnten digitalen Fingerabdruck des Blocks, mit dem man den Block eindeutig identifizieren kann.
Die Confirmations (Bestätigungen): Die Anzahl an Blöcken, die zum aktuellen Zeitpunkt auf diesen Block in der Blockchain folgen. Dieses Feature macht übrigens die große Sicherheit der Blockchain aus: Mit jedem neu angehängten Block wird nämlich jeder vorherige Block in der Kette schwieriger zu manipulieren, da dafür ein Angreifer alle nachfolgenden Blöcke neu berechnen müsste, und zwar schneller, als ehrliche Miner neue Blöcke an die ehrliche Kette anhängen. Mehr dazu hier.
Die Timestamp, also die genaue Uhrzeit, zu der der Block an die Blockchain angehängt wurde.
Die Anzahl an Transaktionen in diesem Block.
Die Difficulty: Ein mathematischer Wert dafür, wie schwierig es für das Netzwerk war, diesen Block zu finden.
Die Nonce ("Number used once"): Die Zahl, mit der das mathematische Rätsel des Proof-of-Work-Algorithmus, also zum Anhängen des aktuellen Blocks an die Blockchain, gelöst wurde. Lesen Sie dazu mehr hier.
Den Block Reward (Block Belohnung): Die Menge an Bitcoins, die der glückliche Finder dieses Blocks, in diesem Fall also der Mining Pool "F2Pool", als Belohnung für seine wirtschaftlichen Aufwendungen für das Mining erhielt. Die meisten Miner müssen zumindest einen Teil dieser neu geschürften Bitcoins wieder verkaufen, da sie ihre Mining-Hardware und ihre Stromrechnung nicht in Bitcoin bezahlen. So kommen übrigens auch neue Bitcoins in Umlauf. Mehr dazu ebenfalls hier.
Den Fee Reward (Gebühren): Die Summe der bezahlten Gebühren aller im Block enthaltenen Transaktionen. Diese Bitcoins erhält der Miner des Blocks zusätzlich zu seiner Block Belohnung. Auf diese Weise wird das Mining übrigens auch über die Zeit nach den Block Rewards finanziert.
Eine Transaktion
Scrollen Sie auf der selben Seite weiter herunter, können Sie sogar alle Transaktionen des Blocks im Detail betrachten:

Die oberste Transaktion in dieser Liste ist immer die sogenannte "Coinbase Transaktion". In ihr werden die (aktuell 6,25) neuen Bitcoins erzeugt. Alle Transaktionen darunter sind Transaktionen, die in letzter Zeit über das Netzwerk durchgeführt wurden.
Klickt man auf den Hash (die lange Zeichenkette) einer einzelnen Transaktion, kommt man auf die Übersichtsseite der jeweiligen Transaktion. Beispielhaft betrachte ich im Folgenden die zweite Transaktion mit dem Hash "1529bcbb129a1ef84ce63787eade86822122f20a3b3f70a3bf54e493f83c860d".
Ihre Übersichtsseite sieht so aus:

Die blaue Zeichenkette "39dk...JaQY" unter dem Block Hash ist die Bitcoin Adresse, auf der die Bitcoins liegen, die in dieser Transaktion "bewegt" werden. Das sind in diesem Beispiel knapp zehn Bitcoins, also wie unten der Tabelle zu entnehmen, etwas mehr als US-$ 90.000 zum Zeitpunkt der Transaktion. Rechterhand des grünen Pfeils stehen die Empfängeradressen der Transaktion. Hier fällt schon auf, dass in einer einzigen Bitcoin Transaktion an mehrere Adressen gleichzeitig gesendet werden kann. Die mit dem roten Globus markierte Adresse ist die Adresse des Empfängers der Transaktion, die drei weiteren Adressen sind höchstwahrscheinlich Adressen des Senders, sie empfangen das Rückgeld der Transaktion.
Hier wird deutlich, dass es sich bei Bitcoin nicht um ein Konten-basiertes System handelt, sondern ein System auf Basis von Transaktionshistorien. Eine Bitcoin Transaktion benötigt (einen oder mehrere) Inputs (linke Seite vom grünen Pfeil), also mit Bitcoins "gefüllte" Adressen, von denen die zu bewegenden Bitcoin stammen sollen und (einen oder mehrere) Outputs, also Empfängeradressen. Ist die zu überweisende Anzahl an Bitcoins geringer als die Menge an Bitcoins auf der Senderadresse, werden automatisch "Rückgeldtransaktionen" an Adressen des Senders mit der Differenz durchgeführt. Sollen die überwiesenen Bitcoins, beispielsweise die zwei Stück aus obigem Beispiel, von ihrem Empfänger in Zukunft erneut transferiert werden, wird automatisch auf diese Transaktion als Ursprung der auszugebenden Bitcoins verwiesen werden. So entsteht theoretisch eine Kette an Transaktionen für jeden einzelnen Bitcoin (Bitcoin ist im Grunde ja nur die Einheit für den Wert, der im Bitcoin Netzwerk transferiert wird) und man kann (zumindest in der Theorie), jeden einzelnen Bitcoin bis zu seiner Coinbase Transaktion, also seinem Entstehungszeitpunkt, zurückverfolgen.
Auffallend ist außerdem die geringe Gebühr der Transaktion. Für über $90.000, die hier überwiesen wurden, wurde eine Gebühr von $6,18 bezahlt.
Bitcoin: Pseudonym statt Anonym
Was mit dieser Exploration durch die Tiefen der Bitcoin Blockchain hoffentlich auch klar geworden ist, ist die Tatsache, dass Bitcoin den Nutzer nicht anonymisiert, sondern pseudonymisiert. In der Blockchain treten zwar keinerlei Namen auf, dafür aber Adressen (die langen blauen Zeichenketten im obigen Bild). Eine Adresse ist also das Pseudonym eines Nutzers des Bitcoin Netzwerks. Ein Nutzer kann zwar eine unlimitierte Zahl an Adressen generieren, auch automatisch für jede neue Transaktion, sobald eine Adresse aber mit einem Menschen in Verbindung gebracht werden konnte, kann ein Profi - ein sogenannter Blockchainforensiker - jegliche Transaktion dieses Menschen nachvollziehen. (Was aber nicht automatisch schlecht sein muss.)
Spätestens hier erkennen Sie vielleicht auch, dass es für Verbrecher völlig unsinnig ist, ihre Transaktionen in Bitcoin durchzuführen und damit ihre Straftaten für immer zu verewigen. Wurde ihre wahre Identität ein einziges Mal mit einer ihrer verwendeten Adressen in Verbindung gebracht, können sämtliche Ihrer Transaktionen auch Jahrzehnte später noch nachvollzogen werden.
Vielleicht denken Sie ja an diesen Absatz, wenn Sie das nächste Mal hören, dass Bitcoin nur von Verbrechern genutzt wird.
Abschließende Pro-Tipps:
Natürlich stehen Ihnen in Blockchain Explorern wie dem obigen zahlreiche Suchmöglichkeiten zur Verfügung: Sie können zum Beispiel nach einer Block Height, also der eindeutigen Nummer eines Blocks suchen, nach dem Hash eines Blocks, nach einer Bitcoin Adresse, oder nach dem Hash einer Transaktion.
Außerdem können Sie nicht nur die Bitcoin Blockchain, sondern auch andere, wie hier die Bitcoin Cash und die Ethereum Blockchain ansehen.
Fazit
Ich gebe zu, es wurde am Ende etwas technisch. Nichtsdestotrotz hoffe ich, konnte ich Ihnen einen einigermaßen anschaulichen Einblick vermitteln, was es denn praktisch bedeutet, wenn man Blockchains als "public", "öffentlich" oder "transparent" charakterisiert. Ich muss zugeben, ich war selbst fasziniert wie ein Kind unter dem Weihnachtsbaum, als ich das erste Mal mithilfe eines Blockchain Explorers eine Blockchain durchstöbert habe. Wie viele Möglichkeiten dies eröffnet! (In diesem Blogbeitrag habe ich zum Beispiel die berühmte Bitcoin-Pizza-Transaktion gefunden)
Stellen Sie sich eine solche Möglichkeit einmal für ein zentrales Zahlungsnetzwerk wie Visa, Mastercard, Paypal oder ihre eigene Hausbank vor! Undenkbar, oder? Ein Zeichen, dass Bitcoin bisher zumindest einen Paradigmenwechsel im Finanzwesen eingeleitet hat.
Am Spannendsten finde ich es aber, die eigenen Transaktionen in der Blockchain zu suchen. Ich lade Sie ein, dies einmal selbst zu tun,. Vorausgesetzt natürlich, sie sind bis jetzt in den Genuss einer eigenen Transaktion über die Bitcoin Blockchain gekommen.
Ich bedanke mich für Ihr Interesse!
Markus Koch
Wenn Sie mehr über die Grundlagen von Blockchains und Kryptowerten erfahren möchten, empfehle ich meine anderen Blogbeiträge.
Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, selbst in Kryptowerte zu investieren, Sie aber noch Zweifel haben, würde ich mich riesig freuen, Ihnen bei Ihrer Entscheidung behilflich sein zu dürfen! Vereinbaren Sie dazu doch einfach ein kostenloses Erstgespräch mit mir. Ich freue mich auf Ihre Nachricht!
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