Anwendungen der Blockchain, Teil 1: Transparente Lieferketten
- Markus Koch
- 31. Juli 2020
- 5 Min. Lesezeit
Hallo und herzlich Willkommen zu einem weiteren Blogeintrag von Koch Digital Assets Services! Mein Name ist Markus Koch und ich freue mich, dass Sie hier sind! Auf diesem Blog widme ich mich vertiefend unterschiedlichsten Themen rund um Blockchain Technologie, Kryptowerte, Bitcoin und Co.
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Zugegeben, das Thema Blockchain ist äußerst komplex. Selbst auch noch für mich, nach drei Jahren, in denen ich mich nun mit ihr intensiv beschäftige. Verständlich, wie soll man sich denn erstens überhaupt ein "Netzwerk" vorstellen und dann eins was zudem noch digital und dezentral ist? Etwas, was man nicht anfassen, riechen, schmecken oder sehen kann (sehen vielleicht noch im entferntesten Sinne) und von der viele den Eindruck haben, dass wenn sie überhaupt irgendwann einmal eine Rolle spielt, dann höchstens in entfernter Zukunft.
Kein Wunder, selbst im Fall dass eine Blockchain erfolgreich eingesetzt wird, sieht man sie im Normalfall nicht. Sie ist eine technologische Ebene, auf der Anwendungen aufgebaut werden können und nicht etwas, mit dem Endkunden wie Sie und ich in direkten Kontakt kommen würden, beispielsweise durch eine App mit Benutzerschnittstelle.
Allerdings werden Blockchains schon heute erfolgreich und nutzbringend eingesetzt. Einen dieser spannenden Anwendungsfälle möchte ich Ihnen in diesem Artikel näher bringen.
Quick Recap: Was sind Blockchains und welche Vorteile bieten sie?
Eine Blockchain ist eine von einem verteilten Computernetzwerk betriebene Datenbank, die Transaktionen aufzeichnet und in zeitlich aufeinanderfolgenden Blöcken speichert. Anders als in einem zentralen Computernetzwerk, liegt diese "Blockkette" (deshalb Blockchain) auf jedem der Rechner im Netzwerk vor, was die Manipulation der Einträge der Blöcke extrem aufwändig macht. Die Blockchain bedient sich raffinierter Methoden der Kryptografie, also der Wissenschaft der Verschlüsselung von Daten, um Vertrauen zwischen den verschiedenen Teilnehmer im Netzwerk überflüssig zu machen und ermöglicht es jedem Teilnehmer, alles selbstständig und unabhängig zu überprüfen, was im Netzwerk passiert.
Eine Blockchain liefert gegenüber einer herkömmlichen, zentralen Datenbank dann einen Vorteil, wenn es mehrere Parteien in einem Prozess gibt, die alle Lese- und/oder Schreibberechtigungen für die Datenbank benötigen und die sich gegenseitig nicht vertrauen.
So toll sich das auch anhört, so schwer kann es fallen, sich praktische Anwendungsfälle für eine solche Technologie vorzustellen. Deshalb möchte ich Ihnen jetzt eine anschauliches Beispiel vorstellen:
Transparente Lieferketten
Mindestens seit Anfang der Corona Krise und der leeren Regale in unseren Supermärkten sind sie in aller Munde: Globale Lieferketten.
Ein Beispiel: Das deutsche Unternehmen Dräger ist Weltmarktführer bei Beatmungsgeräten. Ein solches hoch komplexes Gerät besteht verständlicherweise aus unzähligen Einzelteilen, die mittlerweile aus allen erdenkbaren Ländern der stammen. Laut Unternehmenschef besteht eines der Geräte aus rund 500 Einzelteilen, die von 120 Zulieferern aus 30 Ländern stammen. Das Display aus Südkorea, die Schläuche aus der Türkei, der Mikroprozessor aus den USA....
Und was aus Gründen der Spezialisierung und dadurch einer steigenden Produktivität der Teilnehmer große Vorteile für alle am Handel Beteiligten mit sich bringt, hat auch große Nachteile. Einer davon ist: Undurchsichtiger, langwieriger und teurer Transport.
Was die mangelnde Transparenz und durch aufwändigen Papierkram verursachte Kosten angeht, kann die Blockchain weiterhelfen: Sie kann Papiere digital, für alle am Transport beteiligten Parteien sichtbar, aufzeichnen und den Prozess damit transparenter, schneller und günstiger machen.
Blumen aus Kenia in Rotterdam
Ein Beispiel, wie die Blockchain oben genannte Vorteile bringen kann, ist eine Zusammenarbeit von IBM und Maersk, der dänischen Fracht Rederei. Im genannten Fall sollten Blumen aus dem Hafen von Mombasa, Kenia, nach Rotterdam, Niederlande, verfrachtet werden. Blumen sind bekanntlich ein vergängliches Gut, deshalb ist es bei ihrem Transport essentiell, dass die Temperatur während des gesamten Vorgangs einen vorgegebenen Höchstwert, hier 0°C, nicht überschreitet.

An diesem scheinbar simplen Vorgang, dem Verschiffen von Ware von Kenia nach Rotterdam, waren ganze acht Parteien beteiligt:
Die Bank of Kenya (Kenianische Zentralbank)
Kenyan Growers Co. (der Blumenproduzent)
Die kenianischen Exportbehörden
Der Hafen von Mombasa
Der Hafen von Rotterdam
Der Zoll in Rotterdam
Der niederländische Blumen Markt
Die Bank of Holland
Allein die Ausfuhr von Waren aus dem Hafen von Mombasa erfordert Unterschriften auf sechs Dokumenten von drei Behörden, traditionell in Papierform. Leicht vorzustellen, wie zeitaufwändig und kompliziert es allein ist, alle Unterschriften auf Papier zu organisieren.
Was kann die Blockchain hier verbessern?
Mithilfe eines mobilen Endgeräts wird also eine digitale Packliste erstellt, die von allen Parteien über die Blockchain einsehbar ist. Die sechs Dokumente werden nun von den kenianischen Behörden digital unterschrieben ("gesigned") und der Container kann verschifft werden.
Während der Reise werden kontinuierlich Informationen über die Blumen und den Status des Containers, zum Beispiel Position und Temperatur, gesammelt, in der Blockchain dokumentiert und sind damit live für alle Teilnehmer sichtbar. Die Informationen werden von internetfähigen Sensoren gesammelt und immer wenn sie Zugang zum Internet haben, zum Beispiel bei der Übergabe von See- zu Landweg, im Hafen von Rotterdam, in die Blockchain geladen. Stichworte Internet of Things und Edge Computing.
So kann zum Beispiel ein Überschreiten der vereinbarten Temperatur der Blumen während des Transports erkannt und damit der betroffene Lieferant "bestraft" werden. Oder es kann die Zahlung des Blumenmarkts in Holland, auf Basis von GPS Daten, in dem Moment automatisch an den Blumenproduzent aus Kenia geschickt werden, in dem der Container am Bestimmungsort in Holland ankommt. Weitere Möglichkeiten wären die Bestrafung bei verspäteten Abholungen und Lieferungen oder Unterbrechungen der Live-Dokumentation.
Was vielleicht noch wichtig zu erwähnen ist, ist die Tatsache, dass es sich in diesem Beispiel nicht um eine öffentliche Blockchain, wie die Bitcoin Blockchain handelt. Zu Recht muss nicht die gesamte Welt Einblick in alle Geschäftspraktiken erhalten, deshalb wurde in diesem Fall eine sogenannte "Consortium Blockchain" eingesetzt, also eine Blockchain, die nur von berechtigten Parteien eines Konsortiums eingesehen werden kann.
Zum genannten Beispiel gibt es übrigens auch ein anschauliches Video auf Youtube.
Fazit
Dank der Blockchain hatten in diesem Beispiel alle beteiligten Parteien in Echtzeit Einblick in den Lieferprozess, ohne dabei auf eine zentrale Instanz angewiesen zu sein. Selbstverständlich ist die Information über die Lieferung auch im Nachhinein von allen Parteien in ihrer Blockchain einsehbar, was auf lange Sicht den beteiligten Parteien helfen kann, ihre Prozesse zusätzlich zu verbessern. Der Blumenmarkt in Holland weiß dank der Live-Daten in der Blockchain zum Beispiel schon während der Lieferung der Blumen aus Kenia, dass sie verspätet ankommen oder dass die Qualität nicht wie gewünscht sein wird und kann zur Überbrückung noch eine schnelle Ersatzlieferung aus Deutschland anfordern.
Sie sehen also, die Blockchain hat neben digitalen Währungen weitere Anwendungsfälle, zum Beispiel die transparente Dokumentation von Lieferketten. In den nächsten Blogbeiträgen werde ich Ihnen weitere spannende Anwendungen der Blockchain vorstellen, wie zum Beispiel unfälschbare, verifizierbare (Abschluss-)Zertifikate und Zeugnisse, beispielsweise für ein abgeschlossenes Studium oder eine Weiterbildung.
Ich bedanke mich für Ihr Interesse!
Markus Koch
Wenn Sie mehr über die Grundlagen von Blockchains und Kryptowerten erfahren möchten, empfehle ich meine anderen Blogbeiträge.
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